Eine Frau geht ihren Weg

Anlässlich des 160. Geburtstages der sozialengagierten Politikerin

Agnes Neuhaus gedenkt der Sozialdienst katholischer Frauen

seiner Verbandsgründerin.


Am 24. März vor 160 Jahren wurde Agnes Neuhaus in Dortmund geboren. Nach Studium, Heirat und Geburt dreier Kinder widmete sich Agnes Neuhaus zunächst intensiv der Armenfürsorge. Ihr Engagement weitete sie schnell aus. So richtete sie ihr Augenmerk zunehmend auf Mädchen und Frauen in der Prostitution, widmete sich ledigen Müttern und Schwangeren und gründete Ausbildungsstätten für Pflegerinnen und Fürsorgerinnen.

"Herr Propst, das können wir beide auf die Dauer nicht leisten, wir müssen einen Verein gründen." In der Überzeugung, dass man sich bei den vielen Aufgaben zusammenschließen muss, sich austauschen und in Kirche und Welt engagiert auftreten muss, gründete Neuhaus 1899 zunächst den Verein vom Guten Hirten. Sie schuf weitere Zusammenschlüsse von Wohlfahrts- und Fürsorgevereinigungen und wirkte u. a. im Zentralvorstand des Deutschen Caritasverbandes und des Katholischen Deutschen Frauenbundes mit.

„Die moderne Frauenbewegung verlangt für das weibliche Geschlecht mehr Wissen, mehr Verantwortlichkeitsgefühl, mehr Gelegenheit, die Kräfte zu regen, mehr Lebensinhalt.“ Als eine der ersten Frauen war Agnes Neuhaus landes- und bundespolitisch sehr engagiert. So war sie neben Ihrem Mandat in der Weimarer Nationalversammlung und im Deutschen Reichstag auch Vorstandsmitglied der Zentrumspartei in Westfalen und auf Reichsebene.

„In dem Augenblick, wo die Behörde bestimmt, ob wir existieren dürfen oder nicht, wo wir unter die behördliche Beaufsichtigung kommen, ist es mit der Reinheit und Feinheit des Klanges vorbei. Sie beruht auf der absolut freien Zusammenarbeit.“ Als Reichstagsabgeordnete war sie maßgeblich an der Entstehung und dem Zustandekommen es Reichswohlfahrtsgesetzes beteiligt. Ihr großes Anliegen war dabei, die konfessionelle Jugendhilfe eigenständig zu gestalten, da sie sie als effizienter ansah, als die staatliche Fürsorge. Dem Staat sollte lediglich die Aufsicht übertragen werden. Dieser subsidiäre Ansatz, wie weitere Grundpfeiler prägen noch heute das Kinder- und Jugendhilfegesetz.

1944 starb Agnes Neuhaus und hinterließ einen tatkräftigen Frauenfachverband der Sozialen Arbeit, der sich mittlerweile auf das ganze Bundesgebiet ausgeweitet hatte und nach mehreren Namensänderungen 1968 zum Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) wurde.

„Jede liebevolle Tat wirkt irgendwie weiter, ob wir es beobachten oder nicht.“ Heute engagieren sich an 150 Standorten in ganz Deutschland zahlreiche ehrenamtliche und berufliche Frauen und Männer im Sozialdienst katholischer Frauen. Auf dem Fundament der Gründerinnen aus den ersten Jahren, sind sie heute weiterhin in wichtigen Sozialen Feldern aktiv. Die Jugendhilfe, die Schwangerschaftsberatung, Betreuungsvereine, Adoptions- und Pflegekinderdienste, Frauenhäuser, Mutter-Vater-Kind-Einrichtungen, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Schulen, sozial- und Erziehungsberatung, Hilfen für Prostituierte, Schuldner, Straffälligenund Wohnungslosenberatung sind die Dienste, die heute im SkF geleistet werden. Natürlich hat sich in den Jahrzehnten viel verändert und der SkF entwickelt seine Dienste und Aufgaben immer weiter, um den aktuellen Herausforderungen begegnen zu können. Der Leitspruch von Agnes Neuhaus bleibt: „Es ist unendlich viel zu machen und zu helfen, wenn nur jemand da ist, der es tut“.