Häusliche Gewalt: Hilfe holen!

Sozialdienst katholischer Frauen im Erzbistum Paderborn kann notfalls auch kurzfristig weitere Kapazitäten für Frauenhaus-Unterbringung bereitstellen

Experten hatten es befürchtet: Corona fördert häusliche Gewalt! Finanzielle Sorgen, Ängste und Depressionen bilden eine gefährliche Mischung, die sich in vielen Haushalten entlädt. Eine repräsentative Befragung der Technischen Universität München hat jetzt gezeigt, dass während der Coronakrise in bestimmten Fällen bis zu zehn Prozent aller Frauen Schläge oder sexuelle Gewalt erlebt haben. Vor allem Ängste und Depressionen spielten als Auslöser eine Rolle, aber auch Kurzarbeit oder der Verlust des Arbeitsplatzes. Auch Prügel für Kinder haben der Studie zufolge zugenommen. In den Beratungsstellen gegen häusliche und sexuelle Gewalt ist diese Entwicklung noch nicht angekommen. "Wir vermuten, dass betroffene Frauen daran gehindert werden, sich Hilfe zu holen", sagt Rita Schlottmann von der Beratungsstelle "Belladonna" des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Paderborn. Viele Täter könnten aufgrund von Kurzarbeit oder Home-Office eine verstärkte Kontrolle über ihre Partnerinnen ausüben. Der SkF im Erzbistum Paderborn fordert betroffene Frauen dringend auf, sich nicht mit häuslicher Gewalt abzufinden. Der Fachverband unterstützt daher die aktuelle Aktion "Zuhause nicht sicher?" von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. Dabei werden Frauen zurzeit u. a. in allen Filialen der großen Lebensmittel-Discounter auf Hilfsangebote in akuten häuslichen Gewaltsituationen aufmerksam gemacht. Wenn Beratung nicht mehr helfen sollte, bieten Frauenhäuser Zuflucht. Noch gibt es hier freie Plätze, doch sollten die in den nächsten Monaten nicht ausreichen, kann der SkF kurzfristig Kapazitäten bereitstellen. "Wir haben in Kooperation mit dem Verband IN VIA Katholische Mädchensozialarbeit einen Masterplan zur Unterbringung von Frauen und Kindern erarbeitet", so Diözesan-Geschäftsführerin Reinhild Steffens-Schulte. Betroffene Frauen könnten in Bildungshäusern untergebracht werden; die beiden Frauenhäuser des SkF würden die notwendige fachliche Beratung und Begleitung sicherstellen, um die Krisensituation bewältigen zu können. Steffens-Schulte: "Zunächst müssen wir aber den Bedarf abwarten, erst sollten alle Frauenhäuser belegt sein." Hinweis: Über freie Plätze in den Frauenhäusern in NRW informiert www.frauen-info-netz.de.