„Notfalls gibt‘s Beratung via Telefon oder Video“

Rückblick auf ein Jahr Alleinerziehenden-Lotsin

Es hat nur wenige Wochen gedauert bis sich die Sache herumgesprochen hat: Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) hat 2019 eine Anlaufstelle für Ein-Eltern-Familien ins Leben gerufen. Ingrid Kersting, die die Stelle als Alleinerziehenden-Lotsin bekleidet, hat binnen kürzester Zeit etliche Anfragen von Ratsuchenden bekommen.


Nach einem Jahr Lotsen-Tätigkeit zieht die Familientherapeutin Bilanz: „Wir konnten durch unser Angebot erfreulich viele Familien erreichen und weiterführende Bedarfe feststellen, so dass wir unser Angebot bereits nach einem dreiviertel Jahr erweitert haben“, sagt Kersting. So bieten wir nun einmal monatlich eine rechtliche Erstberatung in Zusammenarbeit mit einer Familienanwältin, sowie einen monatlich stattfindenden Alleinerziehenden-Treff an.


Der SkF hatte sich vor genau zwölf Monaten als Frauenfachverband das Ziel gesetzt eine Anlaufstelle (Lotse) für alleinerziehende Mütter oder Väter zu werden. Damit war und ist der SkF im Kreis Gütersloh Alleinanbieter. Das breite Netzwerk und das umfassende Hilfsangebot über welches der Sozialdienst verfügt macht diese Stelle einzigartig. Auch an die Kinder und Jugendlichen, die nach der Scheidung Unterstützung brauchen, hat das Team des SkF mit der Alleinerziehenden-Lotsin gedacht.


In Gesprächen – in Corona Zeiten auch telefonisch oder „notfalls auch via Videotelefonie“ – hat sich Ingrid Kersting den Sorgen und Problemen der Kinder angenommen. Und sie, ebenso wie die Eltern, je nach Bedürfnis an andere Kollegen des Netzwerkes weiter verwiesen. Im Mittelpunkt der Beratung stehen überwiegend individuelle Fragestellungen der Betroffenen im Hinblick auf ihre aktuelle Lebenssituation. Dazu zählten beispielsweise Themen wie finanzielle und materielle Sorgen, Schwierigkeiten im Umgang mit Behörden und Anträgen, Probleme mit dem Partner oder Unsicherheiten im Umgang mit dem Verhalten der Kinder.
Oft kommen die Ratsuchenden mit komplexen Anliegen, die erst einmal sortiert werden müssen um dann den nächsten Schritt zu planen. Hierfür reicht manchmal ein Gespräch, häufiger jedoch folgen weitere Gespräche oder die Vermittlung zu anderen Diensten, Hilfsangeboten oder Sozialleistungen.

Die Zeit der Pandemie stellte Kersting nun noch mal vor neue Herausforderungen. „Ich halte den Kontakt zu den Alleinerziehenden, von denen ich weiß, dass Unterstützung brauchen, besonders auch in dieser besonderen Zeit. “, erklärt die Fachfrau des SkF, dass begonnene Beratungen etwa nicht einfach auf Eis gelegt werden können. „Ein-Eltern-Familien haben in der Regel vielfältige Herausforderungen zu bewältigen“, weiß sie. Neben finanziellen Sorgen sind häufig Konflikte mit dem Kindsvater oder der Kindsmutter zu lösen; oft kommen Überforderungen im Bereich der Kindererziehung hinzu. „Durch die Dauer- bzw. Mehrfachbelastung fehlt den Alleinerziehenden vielfach die Kraft eigenständig Lösungsstrategien zu entwickeln und somit für Entlastung zu sorgen“, erklärt die Lotsin. Häufig verfestigen sich multiple Problemlagen im Alltag und führen zu weiteren Schwierigkeiten. Daneben kann eine dauerhafte Überforderung zu erhöhten Gesundheitsrisiken wie beispielsweise psychischen Erkrankungen (Depressionsrisiko 2 bis 3 mal so hoch) führen. Psychosoziale und gesundheitliche Belastungen wirken sich entsprechend negativ auf die Kinder aus.


„Unser Anliegen war und ist es Familien in Trennungsphasen zu unterstützen, sie zu begleiten, ihre Ressourcen zu stärken und Hilfestellung anzubieten, damit diese eine Entlastung in der derzeitigen Situation erfahren“, resümiert Kersting. Beratungsschwerpunkte sind, neben den familienrechtlichen Aspekten (wie zum Beispiel rechtliche Fragen zu Trennung, Scheidung, Unterhaltsansprüchen, Umgangs- und Sorgerechtsregelungen), auch das Sortieren der rechtlichen Bedarfe, der anstehenden Aufgaben und Schritte sowie zeitweise auch die Unterstützung in sozialrechtlichen Fragen.


Der Arbeitskreis „Netzwerk für Alleinerziehende in der Stadt Gütersloh“ mit Trägern und Institutionen verschiedenster Ausrichtung begrüßt die zentrale Einrichtung der Lotsenstelle und es zeigt sich ein effektives Miteinander.


Umgesetzt werden konnte die Idee der Lotsenstelle nur mit Unterstützung des Sonderfonds für spezifisch armutsorientierte Dienste der Caritas im Bistum Paderborn, wodurch die Arbeit für zwei Jahre sichergestellt ist. Weitere Informationen erhalten Interessierte hier oder per Mail an i.kersting@skf-guetersloh.de oder unter der Telefonnummer: 05241/9618518.